Roter Waldameisen-Alarm

Wenn Rote Waldameisen eine Beute abschleppen, kann man schon einmal etwas genauer hinschauen. Man muss natürlich nicht (mancher ekelt sich ja vor diesem und jenem). Aber ich habe es einfach mal getan (und Fotos gemacht).

Was ist nötig für solche Fotos?

Ein Makroobjektiv nicht. Ich habe meins gerade verliehen und die Fotos mit einer alten 50mm-Festbrennweite (manueller Fokus und Blendenring) gemacht, die ich mit einem Retroadapter verkehrt herum an der Kamera befestigt habe. Ich war selbst erstaunt, aber es funktioniert ziemlich gut.
Als hilfreich erwies sich der Liveview auf dem Kameramonitor; durch den Sucher blickend, das Kinn halb in der Erde vergraben wäre es schwierig geworden. Unentbehrlich war Blitzlicht. Aber da einen Zentimeter Boden direkt vor der Kamera auszuleuchten, nicht viel Leistung benötigt, reichte der eingebaute Aufklappblitz. Als Diffusor habe ich ein Blatt weißes Papier (DIN/A4) und zwei Streifen Tesafilm verwendet. Ehrlich. So verrückte Sachen mache ich.

Neben dieser Ausrüstung wird benötigt:
a) Die Bereitschaft, sich in eine belebte Ameisenstraße zu knien und, falls es hier oder dort kribbeln oder krabbeln sollte, einfach weiterzumachen.
b) Ein bisschen Geduld.

Naturfotos im Früh-Frühling

Am 8. März, dem gefühlt ersten Frühlingstag begab ich mich in meine Lieblingsnatur, den Spandauer Forst. Ich wollte sehen, ob an Reptilien und Insekten schon irgendetwas lebendig war, ging aber eher davon aus, dass dem nicht so sein würde. Darum nahm ich auch nicht mein geliebtes 90-mm-Makro-Objektiv zum Fotografieren mit, sondern mein nicht ganz so geliebtes 70-210-mm-30-Euro-Ebay-Tele-Schiebe-Zoom. Ich spekulierte eher auf größere Tiere mit höheren Fluchtdistanzen und Vögel. Und wenn das nichts werden sollte — nicht weitersagen, aber eigentlich ist so ein Teleobjektiv die Geheimwaffe für Landschaftsaufnahmen.

Im letzten Jahr hatte ich zum ersten Mal Kraniche im Spandauer Forst entdeckt. Und was soll ich sagen: Dieses Mal begegneten sie mir gleich in Massen. Und ich hatte sogar noch mehr Glück. Das merkbefreite Damwild äste wieder an der Stelle direkt vor diesem Hochsitz. Müssen die Jäger im Spandauer Forst eigentlich überhaupt noch was tun oder schießen sich die Viecher inzwischen schon selber? Liebes Damwild, man sagt, ihr sollt sehr gut riechen, hören und okay sehen können. Gut, riechen bringt nichts, wenn der Wind schlecht steht, da könnt ihr nichts für. Gehört habt ihr mich ja (erwähnte ich schon, dass mein 70-210-mm-30-Euro-Ebay-Objektiv aus einer Zeit stammt, in der ein Autofokus der neuste Schrei war, weshalb die Hersteller ihn extra laut gemacht haben, damit man ihn auch 200 Meter weiter noch hören kann). Und dann habt ihr immer so geguckt, wenn ihr mich gehört habt. Aber überlegt doch mal: Wenn ihr euch mitten in die Sonne stellt und ich stehe mit meiner dunklen Jacke im Schatten zwischen den Baumstämmen und bewege mich gerade schlauerweise mal nicht. Dann wird es halt schwierig mit dem Sehen.

Nein, im Ernst, mir soll es recht sein. In die Nähe von so mittelscheuen Tieren zu kommen, ist ein tolles Erlebnis. Auch wenn es dann doch nur zu mittelmäßigen Fotos reicht bei meiner Ausrüstung (210 mm sind eigentlich zu wenig Tele auch am APS-C-Sensor und ein Kontrast- und Schärfewunder ist dieses Objektiv nicht) und — ich gebe es ja zu — geringen Erfahrung mit dieser Art von Tierfotografie. Solche Tierbeobachtungen machen Lust, weiter zu üben.

Gar nicht scheu waren die beiden Pferde am Weidezaun. Die haben sich richtig gefreut, mich zu sehen. Wie sehr sogar, habe ich dann erst bemerkt, als ich noch einmal diesen anderen Blickwinkel probieren wollte.

Und ja, eine erste Eidechse war auch schon aus der Winterstarre zurück.

Lochkamera-März

Manche haben es vielleicht noch aus Grundschulzeiten in Erinnerung, aus der Lektüre von „Was ist Was?“-Büchern oder aus der Sendung mit der Maus: Wenn man in einem Raum (=Camera) die Fenster lichtdicht mit einem schwarzen Vorhang verhängt und so alles dunkel (=obscura) macht und dann in der Mitte ein kleines Loch in den Vorhang schneidet, wird auf die gegenüberliegende Wand dieser Camera Obscura ein auf dem Kopf stehendes Bild von dem, was sich vor dem Fenster befindet, projiziert. Es muss kein ganzer Raum sein, es reicht auch eine Kiste mit einer Mattscheibe an ihrer Rückseite. Das Prinzip war an vielen Orten der Welt schon vor Hunderten Jahren bekannt und wurde zum Beispiel in der Malerei genutzt. Die Entwicklung lichtempfindlicher Materialien, auf denen sich das Projizierte festhalten ließ, gelang allerdings erst im 19. Jahrhundert. Das war die Erfindung der Fotografie.

Anstelle einer einfachen Lochblende kann auch eine Linse (oder eine komplexe Anordnung mehrerer Linsen, ein Objektiv) in die Öffnung der Camera gebaut werden. Linsen bündeln das Licht auf der Projektionsfläche. Sie erzeugen ein schärferes Bild und erlauben wesentlich größere Blendenöffnungen, die mehr Licht auf einmal in die Camera lassen. Sie müssen aber auch fokussiert werden. Nur eine Ebene des Abgebildeten ist wirklich scharf, alles was davor und dahinter liegt, verschwindet, je nach Größe der Blende mehr oder weniger schnell, in Unschärfe. Eine Lochkamera dagegen bildet alle Ebenen gleich scharf ab, nirgends jedoch so scharf wie ein Objektiv die Ebene, auf die es scharfgestellt wurde. Diese durchgehend gleichmäßige Schärfe beziehungsweise Unschärfe macht die besondere Ästhetik von Lochkameraaufnahmen aus. Sie verleiht den Bildern häufig etwas Unwirkliches, als seien es Bilder aus einem Traum. Unser Auge funktioniert eher wie ein Objektiv, das wir auf die Gegenstände, die wir betrachten, scharfstellen. Ein Lochkamerafoto ist deshalb weiter weg von unseren alltäglichen Sehgewohnheiten als eine Aufnahme mit einem Fotoapparat mit Objektiv. Außerdem ist das Fotografieren mit einer Lochkamera ein völlig anderes Erlebnis. Dadurch dass das Loch so klein ist, muss viel länger belichtet werden. Man arbeitet also praktisch immer mit einem Stativ. Bewegte Motive verschwimmen auf dem Bild oder werden ganz unsichtbar. Weder der Prozess des Fotografierens mit einer Lochkamera noch das Ergebnis lassen sich mit digitalen Effekten in der Bildbearbeitung imitieren.

Moabiter-Dichter-Lesung am 26.2.2015

Zwischen Alt-Moabit und Turmstraße liegt die kleinste Allee der Stadt, die Thusneldaalle. Dort steht die Kirche mit dem höchsten Kirchturm der Stadt, die Heilandskirche. In den Gemeinderäumen der Heilandskirche finden Sie das Café Thusnelda. Dort lesen die vielleicht smartesten Dichter der Stadt für das wahrscheinlich cleverste Publikum, nämlich die russisch-deutsche Literaturgruppe Moabiter Dichter, zu der auch ich gehöre, für Sie — wenn Sie kommen. Musikalische Stargäste sind Alexey Kochetkov (Violine) und Cristián Varas (Gitarre). Diese Veranstaltung der Superlativen, zu der ich hiermit herzlich einladen möchte, findet statt: nächsten Donnerstag, den 26. Februar um 17 Uhr.

Fotoausstellung „Gepflegt in der Gegenwart“

Am 3. Dezember wurde im Bürgerzentrum Neukölln die Fotoausstellung „Gepflegt in der Gegenwart“ eröffnet, mit Fotografien von Rais Khalilov, Christiane Weidner, Frederic Brueckel, Michael Janda und mir. Die Ausstellung ist Teil der 2014 gestarteten Kampagne „Gepflegt in die Zukunft“ der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. Ziel der Kampagne ist es, mehr öffentliche Aufmerksamkeit für Pflegeberufe zu schaffen. Die 16 Schwarz-Weiß-Fotografien der Ausstellung zeigen Situationen der ambulanten Pflege, in denen sich die porträtierten Menschen in der gewohnten Umgebung der Gepflegten auf Augenhöhe begegnen. Die Bilder dokumentieren das Vertrauensverhältnis, das zwischen ihnen besteht.

Gepflegt in der Gegenwart

Adresse: Bürgerzentrum Neukölln, Werbellinstraße 42, 12053 Berlin

Die Ausstellung wandert Mitte Januar in das Gebäude der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. Im Anschluss ist sie in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zu sehen.

Fotoausstellung „Stadt, See, Fluss — fotografische Blicke auf Tiere und Landschaft“

Eine Auswahl meiner Tierfotografien und Landschaftsfotografien von Kerstin Wüstenhöfer und Michael Janda können noch bis zum 30. Januar 2015 in der Landesgeschäftsstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbands besichtigt werden.

Berlin-Brandenburg, die Wahlheimat von Kerstin Wüstenhöfer-Loges, ist geprägt von Seenlandschaften. Die Fotografin zeigt den eigentümlichen Charakter einer dieser Landschaften zu verschiedenen Jahreszeiten in stimmungsvollen Fotografien.

Flüsse trennen, Flüsse vereinen, Flüsse bringen einen fort. Michael Janda fuhr im Frühjahr 2013 an die Elbe und entwickelte seine eigene, sehr persönliche Sichtweise auf Fluss und Landschaft.

Martin Thoma stellt in seinen Berliner Tierfotografien aus dem Zoologischen Garten und dem Spandauer Forst Porträts von Tieren in Freiheit und Gefangenschaft einander gegenüber.

Die Räume, in denen die Fotografien hängen, werden für Seminare genutzt. Wenn Sie die Ausstellung besuchen möchten, fragen Sie deshalb bitte vorher beim Empfang nach, ob sie  frei sind. Die Telefonnummer ist: 030-86001-0.

Adresse: Der Paritätische Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin e.V., Landesgeschäftsstelle, Brandenburgische Straße 80, 10713 Berlin.